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27.07.2006, 18:19 Uhr
Tod und Sterben nicht tabuisieren
Großes Interesse an der Veranstaltung "Würde im Sterben - Sterben in Würde"
E. Heister-Neumann, D. Schröder, D. Dannehl
Lehre - Für viele Menschen ist es unbequem, an Tod und sterben zu denken, geschweige denn darüber zu reden. Das Sterben wird verdrängt, Krankheit und Siechtum werden als Alltagsleben ausgegrenzt. Sterben wird als eine "medizinische Herausforderung" begriffen.

Dass dennoch großes Interesse an der Auseinandersetzung mit dem Thema besteht, zeigte die beachtliche Personenzahl, die zur Veranstaltung "Würde im Sterben - Sterben in Würde" im Restaurant Schweizer Haus in Lehre erschienen war.

Der CDU Gemeindeverband Lehre hatte zusammen mit der Fraueneunion des CDU Kreisverbandes Helmstedt und dessen Arbeitskreis Familie gemeinsam dazu eingeladen.

Für den Einstieg in das Thema sorgte Doris Schröder, die ehrenamtliche Mitarbeiterin im Hospizverein Braunschweig ist und ihren Arbeitsbereich vorstellte. Sie stellte heraus, dass alle kostenfreien Tätigkeiten als Ergänzung zur Familie, den Freunden, der Gemeinde, den Ärzten und den Pflegestationen stattfinden. In Helmstedt findet am 24. August die Gründung eines Hospizvereins statt. Man kann Mitglied werden und Spendenbeiträge leisten, um die Arbeit zu unterstützen. Über die Betreuung schwerstkranker, sterbender Menschen hinaus, hat die Hospizbewegung den Anspruch, das Sterben, den Tod und die Trauer wieder mehr in das gesellschaftliche Leben einzubinden.

Zur Ergänzung des Themas stellte die niedersächsische Justizministerin Elisabeth Heister-Neumann, die mit großer Bewunderung die Arbeit des Hospizvereins unterstützt, ihre Schwerpunkte dar. Insbesondere der Umgang mit dem Tod und Sterben, Sterbehilfe und Sterbebegleitung sind ihr ein großes Anliegen. Konsequent lehnt sie die aktive Sterbehilfe, wie sie in der Schweiz kommerziell angeboten wird, ab. Vielmehr appelliert sie, mehr Gebrauch der Vorsorgevollmacht oder auch Patientenverfügung für Unfall, Krankheit und Alter zu machen. In der ausgiebigen Diskussion zeigte sich das große Interesse der rund 50 Teilnehmer.
In Deutschland müsse niemand auf verbotene Maßnahmen zurückgreifen, betonte die Ministerin. Durch die Palliativmedizin, die zur Linderung von Schmerzen und quälenden Symptomen eingesetzt wird, sei "Würde im Sterben - Sterben in Würde" möglich.